Meine Nähmaschinensammlung

Ich habe ein Herz für alte und neue Nähmaschinen.

Meine ersten Nähversuche unternahm ich auf Omas Tretnähmaschine, eine Pfaff 11, schätzungsweise in den 1920ern oder 1930ern hergestellt.  Auf dieser Tretnähmaschine sind etliche mehr schlecht als recht sitzende Puppenkleider entstanden – ich war etwa 9 – 10 Jahre alt und stolz wie Oskar auf meine Kreationen.  Als wir 25 Jahre später Omas Haushalt auflösten, war in der Familie eigentlich sofort klar, wer die  Nähmaschine erbt. Leider fehlt ein Gummiring, ohne den eine Übersetzung nicht funktioniert, weswegen ich die Spulen nicht aufspulen kann. Der Originalring war sehr morsch und zerbröselte sofort, als das entsprechende Rädchen nach 25 Jahren mal wieder bewegt wurde. Dass Omas Tretnähmaschine momentan außer Betrieb ist, kann aber nur als temporärer Zustand betrachtet werden. Irgendwann finde ich einen Ersatz für den besagten Gummiring.





Meine erste eigene Nähmaschine erbte ich als Teenager, eine Singer 411, die erste, die Singer mit elektrischem Antrieb hergestellt hat. Unbeachtet stand diese zunächst einige Jahre bei meinen Eltern: Viel lieber hätte ich den Kofferplattenspieler geerbt, den meine Schwester erhielt, zusammen mit einem Riesenstapel Schlager-Platten. Ich war ein sehr dünnes Mädel mit langen Beinen, alle Hosen waren entweder zu kurz oder zu weit, oft beides. Die ungeliebte Nähmaschine wurde schließlich wieder entdeckt und nähte so manche Jeans enger, oder ein über dem Bauchnabel abgeschnittenes T-Shirt wurde damit versäubert, ein anderes verschönert, irgendwann entstand ein ganzes Kleid (Burda Easy sei Dank!), dann noch eins und noch eins und viel mehr. 






Meine Ansprüche an die Qualität der Verarbeitung wuchsen. Gerade bei dehnbaren Materialien stößt eine Haushaltsnähmaschine an ihre Grenzen. Voller Stolz trug ich daher eines Tages meine neue Overlock nach Hause – das war vor etwa 15 Jahren. Obwohl sie damals die einfachste der Overlocks war, die Pfaff zu bieten hatte: Sie rattert noch heute mehrmals die Woche – und hoffentlich noch lange!








 
Vor 1 ½ Jahren wollte ich eigentlich „nur mal so“ die Nähmaschinen bei meinem angestammten Stoff- und Kurzwarenhändler anschauen. Die haben ja alle sooo innovative Sachen wie beleuchtetes Display, können Bilder sticken und haben irre magic Zubehör… Ich probierte einige aus, ging nachdenklich nach Hause. In den folgenden Tagen sammelte ich alle Nähprojekte und Materialien, bei denen eine einigermaßen saubere Verarbeitung mit meiner Haushaltsnähmaschine schwer bis unmöglich war: Einen Jeans Hosensaum, ohne dass die Stiche über der Seitennaht ungleichmäßig werden. Samt, der sich (für mich) völlig unberechenbar in irgendeine Richtung bewegt. Futterstoff. Knopflöcher. Im Laden ließ man mich gerne noch einmal an die Maschinen, die in engerer Auswahl standen. Die Bernina Aurora 440 bestand alle meine Prüfungen. Außerdem verfügte sie über einige lustige Features, die ich ganz entzückend fand: 180 Zierstiche, den BSR Fuß, mit dem man ohne Transporteur nähen kann und der dabei elektronisch eine gleichmäßige Stichlänge steuert. Die Möglichkeit, noch ein Stickmodul zu ergänzen. Naja, bisher habe ich keines der Features wirklich ausgiebig genutzt – aaaaber, man braucht ja auch etwas worauf man noch hinarbeiten muss, nicht wahr?




Als ob vier Nähmaschinen nicht schon ausreichen: Es kam noch eine fünfte hinzu. Freunde von uns hatten einer älteren Dame ein Reihenhaus abgekauft. Beim ersten Besuch, den wir unseren Freunden in ihrem neuen Heim abstatteten, fiel mir ein Schränkchen auf, das auf dem Balkon abgestellt wurde  – eines der Möbelstücke, die die Vorbesitzerin hinterlassen hatte. Irgendwie habe ich es förmlich gerochen, ich wusste sofort: Da muss eine Nähmaschine drin sein. Und das Schränkchen enthielt nicht nur eine Gritzner Tretnähmaschine aus den 50ern, sondern auch ein Kästchen mit allerlei Sonder-Nähfüßchen und weiterem Zubehör. Ich war begeistert. Da unsere Freunde selbst keine Verwendung für das gute Stück hatten, boten sie sie mir als Geschenk an. Nach einigen Tagen und nach zähen Verhandlungen mit dem besten Mann der Welt wurde der neue Standort der Nähmaschine in unserer Wohnung festgelegt und genehmigt,  bald stand No. 5 bei uns. Sie musste noch nicht einmal geölt werden: Obwohl sie ein halbes Jahr bei unseren Freunden im Freien auf dem Balkon verbracht hat, konnte ich sie sofort in Betrieb nehmen! 




Update am 13.6.2010: 

Die Erweiterung der Ausstattung geht immer weiter...  nun steht noch eine Coverlock von Sewmaq in meiner Sammlung. Von dieser Marke hatte ich vorher noch nie gehört, ich habe das Maschinchen über Ebay gekauft, ohne es vorher irgendwo einmal angeschaut zu haben. Und ich bin hochzufrieden! Ich freue mich schon darauf, mit dem 2-Faden Kettenstich elastische Materialien verzieren zu können!









Einen Kettenstich mit einem Faden konnte meine Singer auch einmal, leider fehlt mittlerweile ein Teil, das ich bisher nicht wiederbeschaffen konnte. Bei meinen Recherchen habe ich aber gelernt, dass alte Kindernähmaschinen mit diesem Kettenstich genäht haben. Ich, auf einer Kindernähmaschine nähen, welch ein Spaß! Schnell steigern, 3-2-1, meins: 


Nach ein paar Tropfen Öl, einige Schrauben ausprobieren, richtige Schraube gefunden, und das Ding läuft einigermaßen leichtgängig. Man muss von Hand kurbeln und erst einmal ein Gefühl für das Maschinchen entwickeln, um halbwegs gleichmäßige Nähte hinzubekommen. Rechts ist das erste Ergebnis zu sehen, mal schauen ob das noch optimiert werden kann.